Blockseminar: Chipmangel in der DDR: Der U880 und andere Schaltkreise in der Computersammlung der OVGU/FIN
Auf der ganzen Welt herrscht an vielen Orten derzeit Mangel an Mikroprozessoren und Mikroelektronik. Lieferengpässe in Folge der Covid19-Pandemie, der schwelende China-Taiwan-Konflikt, Sanktionspakete gegen die russische Regierung als Reaktion auf die Ukraine-Invasion -- es gibt verschiedene Gründe, warum Chips fehlen.
Im Seminar verschaffen wir uns zunächst einen groben Überblick darüber, was Mikrochips sind, wo und warum sie gebraucht werden, wo und wie sie produziert werden und warum sie derzeit überall fehlen. Wir werfen dann den Blick zurück in die Zeiten des Kalten Kriegs, als der Handel mit Mikroelektronik schon einmal unter Strafe stand. Dieser Chipmangel der 1970er und 1980er Jahre lässt sich heute noch den Platinen der Computersammlung in der Fakultät für Informatik direkt ablesen.
Wir machen uns im weiteren vertraut mit den politischen und wirtschaftlichen Bedingungen, in deren Kontext der Chipmangel in der DDR in den 1980er Jahren zu begreifen ist und lernen den U880-Chip und seine Peripherie kennen. Wir lernen an Beispielen, wie man in den 1980er Jahren einen Mikroprozessor hardware-nah programmiert hat und begreifen, was dieses Stück Hardware (politisch, wirtschftlich, technisch, historisch) eigentlich ist, das heutzutage so klein und zugebaut und hinter so vielen Schichten Software verborgen ist, dass die meisten Menschen noch nie einen Prozessor gesehen haben, obwohl fast jede*r permanent von diesen und anderen Chips umgeben ist.